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Museumstour

Historische Webkunst und Rennsportgeschichte: beides zusammen in einem Museum? Das gibt es in Hohenstein-Ernstthal. Auch Marlene hat längst die Faszination gepackt.

Textil- und Rennsport Museum

Mit einem lauten Ruck setzt sich der Webstuhl in Bewegung – und Hunderte Fäden jagen zeitgleich durch die Maschine. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Marlene steht entspannt daneben. Die 21-Jährige ist die Geräuschkulisse inzwischen gewohnt. Anderthalb Monate lang hat sie sich im Rahmen des Sachsensommers beim Textil- und Rennsport Museum in ihrem Heimatort Hohenstein-Ernstthal engagiert.

In dem ehemaligen Fertigungsbetrieb für Textilien werden seit 1995 Relikte aufbewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Auf drei Stockwerken dreht sich (fast) alles um eine aussterbende Handwerkskunst. Neben der historischen Weberei aus dem 19. und 20. Jahrhundert widmen sich hier mehrere Ausstellungen der Tradition des Rennsports in Sachsen und der Geschichte des traditionsreichen Sachsenrings – eine Rennstrecke, die zwischen Hohenstein-Ernstthal und Oberlungwitz liegt. 

Schon seit der zehnten Klasse interessiert sich Marlene für Geschichte. Mit dem Textil- und Rennsportmuseum verbindet sie auch ein Stück Kindheit. „Meine Großeltern haben beide in der Textilindustrie gearbeitet und immer viel davon gesprochen.“ Marlenes Lieblingsstück: der historische Friseursalon. „Den habe ich bei meinem ersten Praktikum vor ein paar Jahren aufbauen dürfen. Das fand ich als 15-Jährige super spannend.“

Der Sachsensommer? Die perfekte Möglichkeit, um wieder in das historische Gebäude zurückzukehren. „Meine Oma hat davon in der Zeitung gelesen und meinte direkt zu mir: ‚Du willst doch unbedingt nochmal ins Museum. Diesmal geht’s sogar mit Geld!‘“

Im Rahmen der Museumsarbeit ist Marlene viel im Depot unterwegs. Hier kümmert sie sich um das Sortieren, Inventarisieren und Archivieren historischer Gegenstände – alte Zeitschriften zum Beispiel. Über die Sommerferien hat sie außerdem Nähprojekte für Schülerinnen und Schüler begleitet. „Ich habe gelernt, damit umzugehen, dass an manchen Tagen mehr los ist und es echt stressig werden kann. Und an anderen Tagen kommt kaum jemand. Das ist abwechslungsreich.“

Dass die Arbeit in einem Museum alles andere als langweilig ist, will Marlene in Zukunft auch anderen mitgeben: „Viele wissen nicht, was sich in einem Museum hinter den Kulissen abspielt. Sie sehen die Ausstellung, aber dass dort ständig etwas verändert und überprüft werden muss, ob die Maschinen noch funktionieren, ist niemandem bewusst.“

Nach ihrem Studium der Sozialen Arbeit kann sie sich gut vorstellen, Museumpädagogin zu werden. Dem Textil- Rennsportmuseum will sie verbunden bleiben. „Am liebsten würde ich nach Sachsen zurückkehren und eine ehrenamtliche Stelle übernehmen.“